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3 Mythen über musikalische Begabung

… die du erkennen solltest, wenn du kleine Kinder hast, die du musikalisch fördern möchtest.

1. Musikalische Begabung – „Man hat sie oder man hat sie nicht.“

Wie oft habe ich in meiner Laufbahn als Musiklehrerin den Satz gehört: „Ich bin nicht musikalisch“.

 

Und immer wieder lese ich sogar in aktuellen pädagogischen Ratgebern, etwa von Susanne Mierau (1), die Empfehlung, doch mit der musikalischen Förderung zu warten, bis sich zeige, ob das Kind eine musikalische Ader oder überhaupt Interesse an Musik hat. Dieser Tipp ist gut gemeint, denn er soll Eltern und Kinder vor „Frühförderungs-Stress“ schützen – und das ist absolut sinnvoll. Leider ist es trotzdem falsch.

 

Die aktuelle Begabungsforschung im Bereich der Musik geht davon aus, dass musikalische Begabung nur zu einem Drittel in den Genen liegt (2). Der Rest kommt später – etwa durch spätere Erfahrungsmöglichkeit oder einfach das Vorbild der Eltern.

Und ist ja auch klar: Wer schon als Embryo – wohlig im Mutterleib eingehüllt – mit Musik in Kontakt kommt, etwa weil die Mutter in der Schwangerschaft Musik machte oder selbst gesungen hat, der wird später im Leben ganz anders die Ohren spitzen, wenn er Musik hört.

2.  Musiklernen im Kindesalter – „Früh übt sich, wer ein Meister werden will“

Na, dann ist es ja bewiesen, könntest du jetzt denken: Wem ein wohliger musikalischer Erstkontakt im Mutterleib entgangen ist, wem Eltern oder Lehrer eher mal empfahlen, beim gemeinsamen Singen nur den Mund zu bewegen, statt mitzutönen, für den ist dann auch später Sang und Klang verloren.

Stimmt`s? Stimmt nicht!

 

Das Lernfenster für Musik schließt sich nicht so schnell. Unser Gehirn kann sich verändern – und das bis ins hohe Alter. Neuroplastizität nennt das die Wissenschaft.

Du kannst also auch noch im Erwachsenenalter deine musikalische Begabung „nachentfalten“, wie der Musikpädagoge und Begabungsforscher Heinrich Jacoby schon in den 1920ern betonte. (3)

Und darum besteht auch kein Anlass für besonderen Stress rund um Musikstunden in der Kindheit.

Für manch einen ist ein späterer Kontakt mit Musikunterricht sogar sehr sinnvoll – ich selbst gehörte dazu.

Auch wenn es nicht schaden kann, in der Kindheit Musik wie eine „Muttersprache“ kennenzulernen. Eben ohne Unterrichtsgefühl. Ganz nebenbei. Und das hat einen besonderen Grund, der wiederum mit Mythos 3 verwandt ist.

“Nach schlechten Erfahrungen mit Geigenunterricht in meiner Kindheit, habe ich für mich wieder ein intuitives Gespür für Musik bekommen – das ich so nun weitergeben kann.
 
Das eröffnet mir und meiner Tochter eine ganz neue Welt, einen neuen Blick auf Musik. Es war für mich ein Unlearning von allem, was ich über Musiklernen dachte.”

Berit, Mutter von Tochter, 2 Jahre

3. Ohne Fleiß kein Preis oder: „Übung macht den Meister.“

Musikalische Begabung ist die eine Zutat, Fleiß die andere, so denken viele noch. Doch der Ruf nach Disziplin und Durchhaltevermögen entspringt auch einer überholten Pädagogik des erhobenen Zeigefingers.

 

Reformpädagoge Heinrich Jacoby erkannte das schon in den 1920ern: Begabung ist nicht in Stein gemeißelt, sondern ein Verhalten. Dieses „begabte Verhalten“ beim Musikmachen hat viel mit unserer Wahrnehmung zu tun. Und die verändert sich mit Stress, Druck und eben dem Ruf nach Härte und Durchhaltewille.

Heute würden wir sagen: Ein reguliertes Nervensystem lernt leichter. Das gilt insbesondere für die musikalische Wahrnehmung. Denn ein Körper, der nicht im Fight-Modus Geige spielt, wird wesentlich leichter „Töne treffen“. Die Spielbewegungen sind dann ausbalancierter und geschmeidiger, unser Gehör viel feiner.

Das ist auch der Grund dafür, warum ich Kindern das Musiklernen im Alltagsmodus, im Zusammenleben mit ihren Vertrauten wünsche – ganz nebenbei und ohne Stress.

Musikalische Begabung ist mehr als man sieht, bzw. hört

Was wir als "musikalische Begabung" beschreiben ist oft auch "begabtes Verhalten" im Sinne der Körperwahrnehmung und des Körpereinsatzes – und somit veränderbar.

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Modern Adorable Children's Room Wall Art Poster Frame Mockup Instagram Post (1).png

Singend zu Selbstregulation 

Singend leicht im Alltag mit Kleinkind Selbstregulation üben – mit der "Gute-Laune-Liste".

So kannst du dein Kind musikalisch fördern …

Sei ein Vorbild

Dein Kind lernt ganz nebenbei von dir – und übernimmt deine Wahrnehmung, deine Körperspannung, also deinen Zugang zum Musikmachen von dir.

Gib Erfahrungsmöglichkeit

Gib deinem Kind Erfahrungsmöglichkeit. Stell Instrumente bereit, lass es singen und sich dazu bewegen – und bewerte nicht.

Musiziert gemeinsam

Das stärkt auch die Bindung zwischen euch und ermöglicht euch „Marmeladenglasmomente“, die lang in Erinnerung bleiben können.

Quellen und Lesetipps

(1) Susanne Mierau: Frei und Unverbogen, Kapitel 5, Talente und Hobbys

(2) Michael DartschBarbara Stiller (Hrsg.): EMP kompakt, Kompedium der elementaren Musikpädagogik

(3) Heinrich Jacoby: Jenseits von ' Begabt' und ' Unbegabt': Zweckmäßige Fragestellung und zweckmäßiges Verhalten - Schlüssel für die Entfaltung des Menschen - Kursdokumente

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Klangpause
für Eltern und Kinder

In meinem Angebot Klangpause begleite ich dich dabei, alte Muster abzulegen und ins freie Singen zu finden.
So kannst du deine eigene musikalische Wahrnehmung entwickeln, hemmende Angewohnheiten ablegen, Musik wieder als Kraftquelle spüren und deine Liebe zur Musik ohne Druck an dein Kind weitergeben.
Stefanie Böhm, Musik und Resilienz

Ich bin Stefanie

Als Diplom-Musikpädagogin begleite ich Eltern nach meinem Musilienz-Ansatz dabei, ihre eigene musikalische Begabung = Wahrnehmung zu entwickeln, Musik zu ihrer Kraft- und Balancequelle im Alltag zu machen und musikalische Ausgeglichenheit an ihre Kinder weiterzugeben. Mehr zu meiner Arbeit

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