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Musik in der Schwangerschaft – wie sie dein Baby ins Leben begleitet

Musik und vor allem deine Stimme kann sich auf dein Baby und dich positiv auswirken, eure Bindung stärken und Stress abbauen. Warum das so ist und was du tun kannst, um dich beim Singen selbst zu entspannen, erfährst du hier.

Kopfhörer auf dem Babybauch?

Um es gleich vorwegzunehmen – nein, der direkte Lautsprecher-zu-Bauch-Kontakt wird nicht empfohlen. Das kann im ungünstigsten Fall sogar das Gehör des Ungeborenen schädigen.

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Auch muss es nicht nur Mozart sein: Jede Art von Musik, bei der es dir selbst gut geht, wird auch dein Baby glücklich machen – egal welcher Stilrichtung – aus dem Lautsprecher, aber vor allem auch aus deinem Mund, also deine Singstimme.

Wie wirkt Musik und Singen in der Schwangerschaft?

In der Betreuung von Frühgeborenen ist sie mittlerweile ein anerkanntes Therapeutikum: die Nähe der Mutter, ihre Stimme, ihr Körpergeruch, ihre Berührung. Die „Känguru-Methode“, bei der das Kind Haut auf Haut am Körper gehalten wird wie ein unreifes Känguru-Neugeborenes, führt zu einer besseren medizinischen Entwicklung der Babys.

 

Wenn man sich vor Augen führt, wie viele Wochen die Föten warm umhüllt getragen in der Gebärmutter verbringen, unseren Stimmen und dem Rhythmus unseres Herzschlags lauschen, dann ist das kein Wunder.

Etwa ab der 26. Schwangerschaftswoche kann der Fötus uns hören und sich später an diesen „Sound der Geborgenheit“ erinnern. Der kann auf Babys auch noch nach der Geburt stressabbauend wirken, egal ob sie zu früh oder termingerecht geboren werden. Das lässt sich auch am Cortisolspiegel im Blut nachweisen.

Eine Studie hat gezeigt, dass sich Babys nach der Geburt an die Titelmusik einer Serie erinnern konnten, die ihre Mütter während der Schwangerschaft regelmäßig anschauten und dabei entspannten. Einige Babys hörten nach der Geburt auf diese Musik sogar auf, zu weinen. â€‹

 

Die Musik, die du während der Schwangerschaft hörst oder selbst machst, wird also auch deinem Baby später besonders vertraut sein – und eine besonders entspannende Wirkung auf es haben [1] 

Stress in der Schwangerschaft abbauen mit Musik

Gemeinsames Singen und Musizieren kann nachweislich den Abbau unserer Stresshormone fördern und wahrscheinlich auch die Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin begünstigen.(8) Weil dein Ungeborenes schon mithört, eignet sich Musik gut als Mittel zum Stressabbau für die Schwangerschaft. 

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Bekanntermaßen ist Stress in keiner Lebensphase gesund, in der Schwangerschaft teilen wir unsere Hormonsystem aber auch noch mit unserm Kind. Dazu schreibt die Kleinkindpädagogin und Bestsellerautorin Susanne Mierau:

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"Stresshormone wie Kortisol und Adrenalin gelangen ebenso zum Kind wie die schon erwähnten Glückshormone. So wird das Baby auf die breite Palette des Empfindens vorbereitet. Es lernt die Melodie unseres Lebens kennen, die leisen und die lauten Töne, die wilden und die zarten. Diese Melodie ist es, die das Kind ein Leben lang begleiten wird. Ist sie unausgewogen, hat das negative Auswirkungen." 

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Das zeigte sich auch in einer Untersuchung von Stress bei Schwangeren im Zusammenhang mit den Anschlägen von 11.09.2001, schreibt Susanne Mierau:

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"Diese Babys ruhten weniger in sich, schrien mehr, wodurch wiederum die Bindungsbeziehung zu den Eltern negativ beeinflusst werden konnte." (7)

So kannst du beim Singen in der Schwangerschaft entspannen

Wenn du dich selbst beim Singen entspannst, wird der Effekt auch für dein Kind spürbarer. Darauf kannst du achten:

1

Halte deinen Oberkörper beim Singen/Summen nicht fest. Lass ihn lieber wiegen und schwingen.

2

Höre darauf, wie sich der Klang im Raum verteilt und wie du das mit Bewegung änderst.

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3

Schau dich im Raum um und achte auf feine Umgebungseindrücke, statt dich zu kritisieren.

4

Spüre den Bodenkontakt und deine Beine. Wie schwer spürst du deine Schultern, Arme, Beine?

Singen fällt dir schwer? Du fühlst dich dabei unwohl?
Dann melde dich gerne bei mir zu einer kostenfreien Probestunde.

Nach schlechten Erfahrungen mit Geigenunterricht in meiner Kindheit, habe ich für mich wieder ein intuitives Gespür für Musik bekommen – das ich so nun weitergeben kann.
 
Das eröffnet mir und meiner Tochter eine ganz neue Welt, einen neuen Blick auf Musik. Es war für mich ein Unlearning von allem, was ich über Musiklernen dachte.”​

Berit, Mutter von Tochter, 2 Jahre

Muss es klassische Musik sein?

Vielleicht ist dir auch schon der Mythos begegnet, dass klassische Musik besonders gut für Babys im Mutterleib und Neugeborene sei und sogar die Hirnleistung steigern würde. Dieser sogenannte „Mozart-Effekt“ geht auf eine Studie zurück, die in den 1990ern mit Erwachsenen durchgeführt wurde. Daraufhin entstand ein regelrechter Boom um diese pränatale Förderung. [2]

​

Doch der Effekt ist mittlerweile widerlegt oder zumindest umstritten, denn er war nie an Babys nachgewiesen und auch bei Erwachsenen von kurzer Dauer.

 

Wenn du selbst klassische Klavier- oder Orchestermusik schätzt, kannst du sie aber ruhig hören – du musst dich aber auch nicht dazu zwingen, wenn du keinen Bezug dazu hast.

 

Jede Art der Musik, die dich selbst beruhigt, wird auch dein Baby beruhigen. Dass es auch auf die Hirnleistung deines Babys wirkt, ist schon möglich – es soll dir aber keinen Druck machen. [2]

Musik zur Geburt

Nachgewiesen ist aber tatsächlich der Effekt, den Musik auf die Linderung von Schmerzen haben kann. Zur Behandlung von Schmerzpatient:innen und besonders bei Krebserkrankungen nutzen viele Kliniken gezielt Musik, um Narkose- und Schmerzmittel zu reduzieren und Patient:innen in Angst zu entkrampfen.[3]

Nicht umsonst fördern auch Hebammen in Geburtsvorbereitungskursen das „Tönen“, das über Atmung und Kieferentspannung das Verarbeiten der Wehen erleichtern kann:

Die italienische Hebamme und Musiktherapeutin Elisa Benassi hat in einem Projekt am Carlo Poma Spital in Mantova mit Frauen in einem psychophonetischen Training für die Geburt gearbeitet. Dabei gebaren 80% der Erstgebärenden in unter 5 Stunden.[4]

Das ist erstaunlich, denn die Geburt kann bei Frauen, die ihr erstes Kind bekommen, schon auch mal 12 bis 18 Stunden dauern.

 

Sich mit seiner Stimme vertraut zu machen, kann also auch einen positiven Effekt auf die Geburt haben. 

Liederbuch-Tipp:
Sanfte Bilder, weiche Töne für ruhige Stunden

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Dieses Buch haben wir schon oft zur Geburt von Kindern an Freunde verschenkt, denn es ist eine echte Augenweide. Poetische Illustrationen und mit viel Feingefühl ausgewählte klassische und neue Kinderlieder und Gedichte lassen spürbar zur Ruhe kommen. "Mama, Mondbuch lesen!" war einer der ersten Sätze meines Zweijährigen. Wir haben viele schöne Momente damit verbracht.

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Sonne, Mond und Abendstern – Das große Liederbuch zur guten Nacht

Dorothee Kreusch-Jacob I Quint Buchholz erschienen bei Hanser. Eine gleichnamige CD ist im Handel erhältlich.

Hier kannst du auf Spotify reinhören.

Cover Sonne Mond und Abendstern

Mamas Stimme als „Brücke ins Leben“

Die ersten drei Monate nach der Geburt sind etwas ganz Besonderes: nicht umsonst nennt man diese Zeit auch „das vierte Trimester“ einer Schwangerschaft. In dieser Zeit versuchen wir, die „Gebärmutter-Atmosphäre“ für unsere Neugeborenen zu verlängern und ihnen einen sanften Übergang ins Leben zu ermöglichen: wir tragen sie am Körper, wir wiegen sie und schirmen sie vor allzu vielen Reizen ab.

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Dein Summen und dein Singsang helfen ihnen in dieser Zeit, die neuen Eindrücke zu verarbeiten und sich zu regulieren. Denn während das Sehen in dieser Zeit nach und nach reift, ist das Hören als Sinn um die Welt zu erkunden schon sehr weit entwickelt.[5]

 

Gleichzeitig kannst du dich selbst damit beruhigen, denn Summen wirkt auf deinen Vagus-Nerv, einen Teil deines Entspannungs-Nervensystems (parasympathisches Nervensystem).[6] 

Merkmale von beruhigenden Melodien für dein Baby

Langsames
Tempo

Wiegende ungerade Taktarten, etwa der 6/8-Takt oder ein anderer 3er-Takt

Wenige Sprünge zwischen den Tönen

Wenige Dissonanzen (Reibungen zwischen den Tönen)

Angepasste Lautstärke

Welche Musik beruhigt Babys?

Die Musik, bei der auch du dich wohlfühlst und entspannen kannst.

Behalte nur im Hinterkopf: Spieluhren und auch abgespielte Musik aus dem Lautsprecher sind starke Reize für dein Baby. Es könnte dadurch auch überreizen.

 

Wenn du selbst singst, kannst du dein Baby im Blick behalten und deine Musik auf die Reaktion deines Kindes abstimmen – bis dahin, dass du einfach nur noch leise summst oder verstummst.

 

Du wirst das in Kontakt mit deinem Baby wahrscheinlich ganz intuitiv richtig machen. Durch diesen musikalischen Dialog zeigst du deinem Kind: Ich höre dich, ich antworte dir, du bist nicht allein.

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​Das ist das wichtigste Entspannungs-Signal für dein Baby. Dieser Effekt kann bis in die Kleinkindzeit wirken und euch das Singen als Entspannungs-Tool erhalten.

Auf folgende Signale deines Babys kannst du reagieren

Wendet es den Blick ab? 

Wird es unruhig?

Atmet es ruhig mit dir?

Hebt es vielleicht die Augenbrauen?

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​Kannst du darauf mit der Stimme reagieren, z.B. durch höhere Töne in deiner Melodie, beim heben einer Augenbraue, leiseres Tempo, Summen oder Verstummen?

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Singend zu Selbstregulation 

Singend leicht im Alltag mit Kleinkind Selbstregulation üben – mit der "Gute-Laune-Liste".

Quellen und Lesetipps

(1) Monika Nöcker-Ribaupierre (Hg.): Hören, Brücke ins Leben, Verlag Zeitpunkt Musik

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(2) Dr. Carla Häfner: Hallo Baby, hier singt Mama, erschiene im Schott-Verlag

​

(3)  Monika Nöcker-Ribaupierre: Geschichte, Methoden und Anwendungsgebiete der Musiktherapie, in: Werner Kraus, Die Heilkraft von Musik - Einführung in die Musiktherapie, S. 35, C.H. Beck

 

​​(4) Voigt, Oberegelsbacher, Timmermann: Lehrbuch der Musiktherapie, erschienen bei UTB

​

(5) Monika Nöcker-Ribaupierre: Die Mutterstimme – eine Brücke zwischen zwei Welten. Kurz und Langzeitbeobachtungen auditiver Stimulation mit Mutterstimme, in: Hören, Brücke ins Leben, Verlag Zeitpunkt Musik

​

(6) Dr. med. Claudia Croos-Müller: Kraft. Der neue Weg zu innerer Stärke – Ein Resilienztraining, Kösel Verlag

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(7) Susanne Mierau (2016): Geborgen Wachsen – Wie Kinder glücklich groß werden. S. 28. Mierau bezieht sich hier auf eine Untersuchung zum Stress von Schwangeren in Zusammenhang mit dem 11. September 2001, der sich intrauterin auf ihre Kindern ausgewirkt haben soll: Zitiert nach Ustorf, Anne-Ev (2012) Allererste Liebe

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(8) Gunther Kreutz: Warum Singen glücklich macht

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Kostenfreie Probestunde

Wenn du das Singen mal unter Anleitung ausprobieren willst, dann melde dich gerne bei mir zu einer kostenfreien Probestunde. Ich freue mich auf dich.

Stefanie Böhm, Musik und Resilienz

Ich bin Stefanie

Als Diplom-Musikpädagogin begleite ich Eltern nach meinem Musilienz-Ansatz dabei, ihre eigene musikalische Begabung = Wahrnehmung zu entwickeln, Musik zu ihrer Kraft- und Balancequelle im Alltag zu machen und musikalische Ausgeglichenheit an ihre Kinder weiterzugeben. Mehr zu meiner Arbeit …

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