
Schmerzen beim Gitarrespielen und Hemmungen abbauen – eine Anleitung
Deine Finger tun dir nach dem Gitarrespielen weh, du hast sogar schon eine Sehnenscheidenentzündung – auf jeden Fall spürst, dass du so nicht weiterkommst? Was das mit deiner Gitarren-Haltung zu tun hat, wie du dein Üben anpassen kannst und Lockerungs-Tipps
Welche Haltung der Gitarre beugt Schmerzen vor?
Die eine richtige Haltung der Gitarre gibt es wohl so nicht. Denn obwohl es das Wort „Haltung“ anders suggeriert: an einem Musikinstrument gibt es sie auch gar nicht. Du bist ja ständig in Bewegung – im besten Fall zumindest. Wenn du irgendwo im Körper dauerhaft statisch bleibst, dann solltest du dieser „Haltung“ mal etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Denn wahrscheinlich kommen Schmerzen genau dort her.
Aber gut, das war jetzt nicht deine Frage, oder? Du wolltest wissen, wie du die Gitarre zu deinem Körper bringen, bzw. einfach in die Hand nehmen sollst, damit es funktioniert mit dem Spielen?
Meine Tipps hier beziehen sich auf eine sitzende Spielweise, bei der die Gitarre nicht mit einem Gurt getragen wird. Ich empfehle dir, erstmal so zu starten, ins Stehen wechseln kannst du später immernoch:
Folgende Probleme bei der Gitarren-Haltung sehe ich immer wieder:
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Griffbretthöhe: Der Abstand zwischen dem „Kopf“ der Gitarre – dem Teil, an dem die Saiten aufgewickelt sind – und deiner Schulter, ist entscheidend dafür, wie gut du mit den Fingern die Akkorde erreichen kannst und wie viel Kraft du zum Drücken der Saiten benötigst.
Die Gitarre in einer Jimi-Hendrix-Gedächtnis-Form mit dem Gitarrenhals auf Bauchnabelhöhe zu spielen, kannst du lässig ausprobieren – wenn du mal gespürt hast, wie die Kraftübertragung zwischen Schwerkraft, Arm und Fingern optimal funktioniert. Und das gelingt am besten, wenn das Griffbrett erstmal etwas steiler in Richtung Schulter zeigt und dir der Gitarrenkopf leicht „über deine Schulter schaut“: also in einer klassischeren Form.
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Armauflage: Dein rechter Arm, mit dem du als Rechtshänder die Saiten anschlagen wirst, ist auch für die Stabilität der Gitarre in Bewegung zuständig. Lass mal den linken Arm neben dem Körper hängen? Jetzt ist dir die Gitarre runtergefallen? Pech gehabt …
Im Ernst: Wenn du das Gefühl hast, mit der linken Hand die Gitarre festhalten zu müssen, wirst du es schwer haben, die Finger frei und ohne Hemmungen beim Spielen zu nutzen. Darum probier mal aus, wie du den rechten Unterarm so auf der Gitarre ablegen kannst, dass sie zwischen deinen Beinen und deinem Arm ruhend balanciert.
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Hilfsmittel: Dieses „Balancieren“ deines Instruments kann dir ganz ohne Unterstützung durch eine Fußbank gelingen, meist aber dann auf Kosten der Griffbretthöhe – siehe Punkt 1. Darum ist es so wichtig, für sich eine passende Gitarrenunterstützung zu finden, bei der du dich weder zum Instrument runterbeugen musst, noch Bewegungsfreiheit einbüßt.
Es gibt dafür klappbare, mit Saugnäpfen zu befestigende Stützen, mit denen du später auch auf dem Boden sitzend oder seitlich in einer Westernhaltung spielen kannst. Gitarrenfußbänke haben den Nachteil, dass du nicht mit beiden Beinen auf dem Boden stehen kannst. Außerdem sind sie schwer …
Gibt es eine „richtige Handhaltung“ beim Gitarrespielen?
Wenn du deine Handgelenke stark abknicken musst, um die Saiten zu erreichen, dann ist das ein Hinweis darauf, dass „im Hintergrund“, also bei den Punkten oben, etwas nicht wirklich gut auf dich abgestimmt ist. Solche Verkrampfungen können Schmerzen in den Fingern und sogar Sehnenscheidenentzündungen nach sich ziehen.
Daher gilt der Grundsatz: Nutz deine Hände und Finger beim Spielen eines Instruments so, wie du sie auch 98% des rechtlichen Tages nutzen würdest – nämlich in ihrer physiologischen Grundform. Die Wahrscheinlichkeit, dass du dann auch Schwerkraft und Körperstrukturen für ein leichtes Spiel ohne Hemmungen optimal ausnutzt, ist sehr hoch.
Du knickst den linken Daumen hinter dem Griffbrett ab? Würdest du so einkaufen gehen? Nein? Also weg damit! Schmerzen im Daumen beim Gitarrespielen kommen häufig auf diese Weise zustande.
Du knickst dein Handgelenk in der rechten Hand stark nach unten, um die Saiten zu erreichen? Würdest du so Autofahren? Prinzip verstanden, oder?
Schmerzende Finger beim Gitarrespielen – Das kannst du tun
Nun ist es aber schon zu spät und du brauchst Ad-hoc-Hilfe? Dann fasse ich mich kurz:
Presse nicht mit dem Daumen gegen das Griffbrett
Halte das Griffbrett zwischen linkem Daumen und gegenübergestellten Fingern, als würdest du einen wirklich latschigen Burger halten – ohne dass die Soße herausfließt.
Nutze die Kraft deines Arms
Lass den linken Arm erstmal neben dem Körper hängen und spüre sein Gewicht, lass ihn leicht pendeln und drehen. Kannst du seine Zugkraft am Griffbrett spüren, wenn du die Finger locker aufstellst?
Kleine Lockerungsübung:
Bring den Daumen in Kontakt mit dem Mittelfinger der linken Hand und lass sie sanft wippen. Italien-Kenner wissen, dass diese Geste eben nicht für „Pizza-Pasta“ steht, sondern in ernste Schwierigkeiten bringen kann. Also Vorsicht, wenn du eine Karriere als StraßenmusikerIn in Italien planst.

Kostenfreie Probestunde
Wenn du das jetzt mal unter Anleitung ausprobieren willst, dann melde dich gerne bei mir zu einer kostenfreien Probestunde. Ich freue mich auf dich.
Erste Hilfe bei Sehnenscheidenentzündung vom Gitarrespielen
Dich hat es schon richtig böse erwischt und du hast eine Sehnenscheidenentzündung bekommen? Dann gibt es jetzt zwei Sachen, die du nicht tun solltest: Einfach so weitermachen und komplett das Handtuch werfen.
Such dir erstmal medizinische und therapeutische Hilfe. Und wenn du dann weitermachen darfst, dann übe ab sofort regenerativ.
Regenerativ Spielen, was heißt das?
Du kannst ein Instrument auch so spielen, dass deine Verspannungen weniger werden und nicht mehr. Und so tun dir auch die Finger nicht mehr so weh und du hast keine Schmerzen mehr beim Gitarre spielen. Schlussendlich kann dir die Gitarre sogar helfen, Stress abzubauen. Du solltest die Gitarre also auf keinen Fall an den Nagel hängen.
Regeneratives Spielen kann man lernen und ich zeige dir gerne, wie. Melde dich einfach bei mir zu einer kostenfreien Probestunde.
Druck rausnehmen, Perfektionismus hinterfragen, achtsamer spielen
Wahrscheinlich bist du jemand, der genaue Vorstellungen davon hat, wie es klingen soll. Und du gibst dich nicht gerne zufrieden, wenn du diese nicht erreichst. Verstehe ich gut. Dass das nicht der leichte Weg ist, habe ich selbst auch schmerzhaft erfahren.
Die gute Nachricht: regeneratives Gitarrespielen tut nicht nur weniger weh, es klingt auch besser. So schlägst du also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: du wirst ein/e bessere und entspanntere MusikerIn UND bist deine Schmerzen los.
Dafür darfst du im ersten Schritt erstmal Druck und Perfektionismus rausnehmen und dich fragen: Wie fühlt sich diese Bewegung an, wie schwer ist mein Arm, meine Hand, mein Bein gerade? Wie klingt es freier, schwingender, voller?
Und aus eigener Erfahrung kann ich dir versprechen: Du wirst dich noch wundern, was du noch alles auf der Gitarre spielen wirst ...

Ich bin Stefanie
Als Diplom-Musikpädagogin, Gitarristin und Musikphysiologin unterstütze ich GitarrenspielerInnen dabei, schmerzfreier und ohne Hemmungen zu musizieren und die Musik wieder zu ihrer Kraftquelle zu machen. Mehr zu meiner Arbeit …